15.10.2021: Ästhetische Chirurgie (Schönheitschirurgie) und Ablauf einer Beratung in der Forum Klinik
Uns ist es wichtig, dass unsere PatientInnen vor einem Eingriff bestens informiert werden. Hier lesen Sie, wie das aussieht!
Menschen, die bereit sind, sich wegen Ihres Aussehens operieren zu lassen haben fast ausnahmslos Leidensdruck. Typischerweise haben sie sich schon eine längere Zeit, oft mehrere Jahre mit dem Thema beschäftigt und dann gab es einen letzten Auslöser, er dazu motiviert, fachlichen Rat einzuholen.
Fast immer kommen die Patient:innen mit einem inneren „Bild“ dessen, was sie sich wünschen. Dieses Bild kann realistisch sein, kann aber auch vollkommen unerfüllbar sein und alles dazwischen natürlich auch. Die zentrale Aufgabe einer Beratung ist, herauszufinden, was die Patient:in sich wünscht und mit dem abzugleichen, was möglich ist. Ein dritter Aspekt kommt jedoch auch zum tragen: selbst wenn die Patient:in sich etwas wünscht, was technisch möglich ist, ihr Operateur dies aber als unpassend oder unästhetisch empfindet, wird er eine Behandlung nicht übernehmen wollen.
Ablauf einer Beratung in der Ästethischen Chirurgie (Schönheitschriurgie)
Ein gutes Beispiel, um einen Beratungsablauf zu skizzieren ist eine Beratung in der Nasenchirurgie.
Wir arbeiten mit einem detaillierten Fragebogen, der die Motivation, den Leidensdruck, den Perfektionsanspruch aber auch die psychische Stabilität und psychische Vorerkrankungen abfragt.
Bei einer Erstberatung untersuchen wir die Nase von aussen (Haut) und von innen und fertigen Fotographien an, die anschliessend von Hand im Computer mit einer 2D Simulationssoftware bearbeitet werden. Wir selbst fragen bewusst nicht vor der Simulation, was die Patient:in für Vorstellungen hat, sondern fertigen eine Simulation dessen, was wir für ästhetisch und machbar halten. Wenn das Optimum dessen erzielt ist, was wir für erstrebenswert und durchführbar halten, zeigen wir die Simulation.
Die nächsten Sekunden sind entscheidend für die Aussicht auf Erfolg: der spontanen Reaktion der Patient:in darf man viel Bedeutung beimessen. Reagiert die Patientin spontan begeistert, kann der Operateur sicher sein, eine zufriedene Patient:in zu haben, wenn er sein Versprechen einlöst. Umgekehrt ist sehr viel Vorsicht angebracht, wenn es im Beratungsgespräch zu einer Art „Verhandlungssituation“ kommt: „ wenn die Nase noch ein bisschen kleiner würde, wäre ich glücklich“. Bei der Nase ist die Haut meist der limitierende Faktor. Dicke Haut erlaubt keine zu drastische Verkleinerung, die die Schrumpfungsfähigkeit der Haut überfordert. Auch Patient: innen, die eine Vielzahl von Kleinigkeiten ansprechen, die ebenfalls geändert werden sollen, überschätzen die Möglichkeiten selbst der besten Nasenchirurgie.
Gründe für und gegen einen Eingriff in der Schönheitschirurgie
Es kommt in zirka einem Drittel der Fälle dazu, dass wir von einem Eingriff abraten. Die Gründe sind vielfältig: das eine Extrem ist die bildhübsche Nase, deren „Problem“ wir nicht sehen. Was unglaublich klingt, kommt gar nicht selten vor. Der Extremfall ist eine Erkrankung, die Psychologen als „body dysmorphie Syndrom“ bezeichnen, bei denen die subjektive Wahrnehmung stark von der Fremdeinschätzung abweicht. Solche Patient:innen dürfen nicht operiert werden. Auch gefährlich ist die starke narzisstische Störung. Hier liegt die Selbstwertgefühlsstörung so tief und früh in der Entwicklungsgeschichte, dass - egal wie gut das Ergebnis objektiv ist - Zufriedenheit nie eintritt. Im Gegenteil, der innere Groll der Patient:in kann sich leicht gegen den Operateur richten. Bei beiden Störungen wird an der Nase etwas „ausgetragen“, was Ursachen an ganz anderer Stelle hat. Ohne formale psychologische Ausbildung lernt der Nasenchirurg durch (leidvolle) Erfahrung, welche Patient:innen besser nicht operiert werden.
Andere Gründe, nicht zu operieren ist die technische Unmöglichkeit. Es gibt Nasen, die infolge einer chronischen Altersakne (Rosazea) eine so dicke panzerartige Haut aufweisen, dass eine Veränderung der Form durch Modellierung des Nasenskelettes praktisch unmöglich ist.
Wir haben gelernt, aufzuklären. Mit „Aufklärung“ ist nicht gemeint, stereotype Risiken aufzuzählen. In der Ästhetik gilt es vor allem über Ergebniswahrscheinlichkeiten und Korrekturmöglichkeiten - falls das Ergebnis vom Angestrebten abweicht - zu sprechen. Wichtig ist auch, den Patient:innen ein Gefühl für den zeitlichen Verlauf zu geben. Nicht jeder weiss, dass es bis zu zwei Jahren dauern kann, bis eine Operation final ausgeheilt und jede heilungsbedingte Veränderung zum Stillstand gekommen ist.
Mit zunehmender Erfahrung und Bekanntheit, teils auch durch Propagierung im Internet kommt es häufig dazu, dass Patient:innen auch weit reisen, um „den einzig richtigen“ , „den besten“ Nasenchirurgen zu finden.
Der Erwartungsdruck ist dann besonders hoch und es ist wichtig festzustellen, das auch der sehr erfahrene Nasenchirurg nicht über Wasser gehen kann und ein Operationsergebnis fast nie „perfekt“ ist. Interessanterweise ist „Perfektion“ im ästhetischen Erleben weit weniger wichtig als gedacht. Wer die unretouchierten Bilder des Modelphotographen Peter Lindbergh sich anschaut, ist verwundert, wie unperfekt die ausgewiesenermaßen schönsten Menschen in Wirklichkeit sind.
Das gehört auch zur Aufklärung, gerade in einer Zeit, wo das Schönheitsideal der sehr jungen Menschen durch die sozialen Medien geformt bzw. verformt wird.
Kommen Sie gerne auf uns zu und kontaktieren Sie uns bei Fragen rund um das Thema Schönheitschirurgie!