11.02.2022: Der Werdegang in der Plastischen Chirurgie

Gerade in der Plastischen Chirurgie ist der Ausbildungsweg außerordentlich lang. Wie beschwerlich der Weg ist, können Sie hier lesen.

Früher hieß das Fachgebiet „Plastische Chirurgie“, heute „Plastische und Ästhetische Chirurgie“. Es ist heutzutage eine Facharztausbildung von mindestens sechs Jahren Dauer nach dem sechsjährigen Medizinstudium. Während der Ausbildung befindet man sich im Stadium des „chirurgischen Embryos“. Alle, außer den einfachsten Eingriffen werden von erfahrener Seite begleitet. Wer jetzt glaubt, eine Ärztin oder ein  Arzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie hätte mit der Abschlussprüfung das Wissen und Können, das sie oder ihn befähigt, den Beruf in seiner Vielschichtigkeit selbstständig auszuüben, irrt gewaltig. Die Facharztprüfung ist vergleichbar mit dem Führerschein: eine Lizenz zum Weiterlernen. 

Aus dem chirurgischen Embryo ist ein chirurgischer Säugling geworden. Jetzt muss der Säugling laufen lernen. 

Facharztausbildung in der Plastischen Chirurgie

Laufen lernen heißt in unserem Fach, sich um eine Oberarztstelle zu bewerben.

Die stolze junge Oberärztin oder der junge Oberarzt mit druckfrischem Facharztzeugnis beginnt jetzt einfache und mittlere Eingriffe selbstständig zu operieren, weiss sich jedoch immer des Rates und der Anleitung der erfahreneren Kollegen sicher. Möglicherweise hängt sie oder er an die Facharztausbildung eine Zusatzausbildung in Handchirurgie an. Diese dauert drei weitere Jahre. Die Handchirurgie ist in der Plastischen Chirurgie gut aufgehoben, da viele schwere Handverletzungen nur mit plastisch - wiederherstellenden Techniken behandelt werden können. 

Inzwischen sind nach dem Studium schon fast zehn Jahre vergangen und die junge Oberärztin oder der junge Oberarzt wird selbstbewusster. In den Nachtdiensten auf sich gestellt wächst die Erfahrung und die manuelle Fertigkeit. Weitere Jahre vergehen, die Erfahrung wächst, möglicherwesie wird man zum Chefarztvertreter ernannt und trägt dann - zumindest zeitweise - die volle Verantwortung. Das Spektrum der beherrschten Eingriffe ist breiter geworden, es gibt jedoch noch einen blinden Fleck: die Ästhetische Chirurgie wird aktiv fast nirgends gelehrt: an den großen Krankenhäusern wird sie als gelegentliche chefärztliche Leistung im Schatten der übrigen Tätigkeiten angeboten und nicht selten recht stiefmütterlich behandelt.

Dauer der Ausbildung zum Plastischen Chirurgen

Wir rechnen zusammen: 

  • 6 Jahre Studium
  • 6 Jahre Facharzt
  • 3 Jahre Zusatzausbildung
  • 5 Jahre Oberarzttätigkeit

20 Jahre Gesamtausbildung - und jetzt erst beginnt die Erfahrung im Bereich der Ästhetik!

Meistens erlernt der Plastische Chirurg die Ästhetik in Eigenfortbildung und durch Hospitationen. Gelehrt und angeleitet zu werden ist die große Ausnahme. Wir wissen von Universitätsprofessoren, die nach Ihrer Ernennung zum Chefarzt einer großen Abteilung zum ersten Mal ein Facelift operiert haben. Um in der Ästhetik komplett unabschüttelbar sattelfest zu werden, braucht es nochmal mindestens zehn Jahre!

Mit Studium bedeutet das also 30 Jahre Fortbildung bis zum „Erfahrensein“ auch in allen Aspekten der Ästhetik.

Probleme in der Ausbildung zum Plastischen Chirurgen

Verbesserungsbedürftig ist dringend die Ausbildung. Die Ästhetische Chirurgie gehört genauso gelehrt wie die übrigen Bereiche. In anderen Ländern, z.B. USA werden bereits Assistenten, also noch im Embryonalstadium vor dem Facharzt an ästhetische Eingriffe herangeführt. Die Patienten willigen dazu ein und zahlen ein entsprechend kleineres Honorar.

Festzuhalten ist, dass gerade in der Plastischen Chirurgie der Ausbildungsweg außerordentlich lang ist. Um es salopp zu sagen: wenn man es richtig drauf hat, geht man in Rente. Oder genießt eine deutlich über das Rentenalter hinausgehende Arbeitszeit, da mit der entsprechenden Erfahrung dieser Beruf unendlich Freude bereitet.  Es ist kein Zufall, dass viele Plastische Chirurgen länger als bis zum Rentenalter arbeiten.

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